Quizshows in ganz Europa geraten unter den prüfenden Blick der Aufsichtsbehörden
Für Sender ist es eine unerlässliche Einnahmequelle in Zeiten sinkender Werbeeinnahmen. Für Kritiker stellt es das grauenhafteste TV-Format dar â?? billig gemachte Shows, in denen der Zuschauer abgezockt werden soll.
Nun, auf der Spur der Betrugsvorwürfe, geraten die Quizshows in Europa zusehends in den Fokus der Aufsichtsbehörden.
Die Tricks und Betrugsvorwürfe, die in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland kursieren, erinnert an den Quiz-Show Skandal, der in den 50er Jahre Amerika erschüttert hat, allerdings gibt es diesmal einen eindeutigen digitalen Fingerabdruck (????).
Tv-Umfragen mit Mehrwertnummern, Textnachrichten oder interaktive Fernsehangebote geraten ebenso ins Visier der Behörden.
Die führenden britischen Sendeanstalten haben dutzendweise Quiz-Shows und andere Call-in-Formate abgesetzt nachdem sich die Täuschungsvorwürfe ausgedehnt haben. Die niederländische Staatsanwaltschaft in Amsterdam untersucht derzeit Quiz-Shows, die von RTL und SBS ausgestrahlt wurden. In Deutschland treffen am Donnerstag Sendeanstalten und Aufsichtsbehörden zusammen, um die kritisch betrachteten Gewinnspielregel zu überdenken, nachdem sich die Zuschauer beschweren.
?????The questions raised by the programs in these countries, and the subsequent regulatory response, mean an uncertain future for a format both popular and profitable around Europe. ????
Analysten vermuten ebenso eine mögliche Krise der Kundenzufriedenheit bei interaktiven Angeboten welches vielseitig als effektive Geldeinnahmequelle betracht wird.
?Zuschauer brauchen die Sicherheit, dass alles ehrlich abläuftâ?? , sagt Phil Sayer, Senior Berater bei Forrester Research. ? Sie werden mit Sicherheit für eine Weile misstrauisch sein.â??
In Deutschland setzen die Sender mit Hilfe von Call-In-Formaten laut der in Berlin ansässigen Consulting-Firma Goldmedia ? 450 Millionen um, die Quiz-Shows, zum Beispiel, des DSF tragen rund 43% zum Gesamteinkommen des Senders im Jahr 2005 bei. Der größte britische private Sender, ITV, nahm knapp ?150 Millionen durch solche Formate ein.
2005 hat das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (?) aufgrund von Verletzung des Glückspielrechts Quiz-Shows mit Mehrwertnummern der Sender Sat.1, Star TV und VIVA Schweiz verboten.
Ein Jahr später haben die Sender nach grundlegendem Kurswechsel ihre Mehrwertnummern zurückerhalten. Kein anderes Land hat bisher ähnliche Schritte unternommen, allerdings verlangen andernorts Aufsichtsbehörden, Medien-Kritiker und wütende User des Forum
www.citv.nl ähnliche Maßnahmen.
Das größte Problem mit dieser Art von Shows scheint in England aufgetreten zu sein.
In den letzten Monaten haben ITV, Channel 4 und Five aufgrund der zunehmenden Berichterstattung über Betrugsvorwürfe eine große Anzahl ihrer Call-In-Formate aus dem Programm genommen.
In einem Fall wurde ITV streng durch die Aufsichtsbehörden gerügt, nachdem Anrufern 50 Pence pro Anruf abgezogen wurden, während laut der TV-Einblendung ein Anruf aber nur 35 Pence kosten sollte.
Der Skandal erreichte neue Dimensionen als Enthüllungen der BBC-Sendung ?Panoramaâ?? über GMTV, einer beliebten Morgen-Show auf ITV mit den typischen Call-In-Spielen der vor zwei Wochen gesendet wurden.
?Panoramaâ?? behauptet, dass vielen Anrufer des GMTV-Quizzes kurze Listen möglicher Gewinner vorgetäuscht wurden, während die eigentlichen Telefonleitungen schon abgeschaltet waren, so dass die Anrufer eigentlich keine Möglichkeit mehr hatten zu gewinnen. Zuschauer gaben laut ?Panoramaâ?? mehr als ?7 Million für Quiz-Anrufe zu GMTV aus.
?Die Täuschung der Zuschauer in diesem großen Maßstab stellt eine der größten mißtrauenskrisen seit Beginn des privaten Fernsehens von 50 Jahren dar,â?? schrieb Ian Burell, Herausgeber der britischen Zeitung ?The Independent.
GMTV sagt, es möchte die Anrufer entschädigen und gab die Schuld an die Firma ?Opera Service Technologyâ??, die den Call-In-Service abgewickelt hat, weiter.
Opera selbst räumt Ungereimtheiten ein innerhalb eines internen Vorgangs ein, aber ein neu eingesetztes System stellt neuerdings sicher, dass so etwas nicht mehr passiert.
Selbst die öffentlich renommierte BBC, normalerweise über die Schlammschlacht der privaten Sender erhaben, ist in den Call-In-Skandal verwickelt. Ein technisches Problem hat die Anrufer des Kinderprogramms ?Blue Peterâ?? ausgegrenzt. Die Veranstalter fragten ein Kind, welches die Studios besichtigte, ob es sich als Anrufer ausgeben würde, ihr war der Preis zuerkannt worden, der eigentlich unter den Anrufern ausgemacht werden sollte.
Britische Aufsichtsbehörden, selbst Ofcom, die Medienaufsichtsbehörde und Icstics, eine Firma zuständig für Mehrwertdienstnummern, untersuchen die Call-In Praktiken. Icstics hat neue Regeln für solche Formate herausgebracht, die bereits ab dieser Woche gelten sollen, u.a. sollen die Operator Anrufer, die zum wiederholten Male anrufen, darauf hinweisen, dass ihre Telefonkosten bereits über ?14 pro Tag überstiegen haben.
Kritiker in Deutschland und England klagen weiterhin an, dass in Rätselsendungen mit Puzzle-Spielen offensichtlich leichte und einfache Lösungen als falsch dargestellt werden.
Deutsche Aufsichtsbehörden deuten ebenfalls an, dass die Moderatoren die Zuschauer nicht genügend über Durchstellchancen aufklären, so wie permanent künstliche Count-Downs erzwungen werden, um den Druck auf den Anrufer zu erhöhen damit die Anruferzahl insgesamt zu nimmt.
Ein kürzlich gesendete Call-In-Show im DSF zum Beispiel, das ?Sportquizâ??, ließ Zuschauer für Zuschauer für den Gesamtgewinn von ? 2.500 anrufen, um den Namen einer bekannten Automarke, die ein a enthält, wie Mazda oder Alfa-Romeo, zu errätseln.
Die Auflösung ?
Neben den einfachen oben genannten wurden Automarken wie Achilles, Anglo-Dames und eine Marke â??MAF? genannt als Lösung aufgedeckt. Keiner der durchgestellten Zuschauer erriet innerhalb der dreistündigen Sendung eine Marke richtig.
?Es gibt einige Fragen, die ein normalgebildeter Europäer beantworten können sollte,â?? sagt Peter Widlok, Pressesprecher der LMA Nordrhein-Westfalen, ?stattdessen sind einige bizarre Antworten abgegeben worden.â??
Rundfunkanstalten widersprechen.
â??Wir möchten es gar nicht einfacher machen für die Zuschauer,? sagt Fabian Schiffer, Pressesprecher beim DSF. ?Sie sind an interessanten Aufgaben und nicht an bizarren Fragen interessiert. Trotzdem, natürlich gibt es Grenzen bei dem, was wir machen können.â??
Sylke Zeidler, Pressesprecherin von 9Live, einem deutschen Sender, welcher der ProSiebenSat.1-Gruppe angehört und dessen Geschäftsmodell vollkommen auf Call-in-Formate setzt, sagt, es sei normal für die Zuschauer ?ausserhalb des Kastens zu denken, wenn man gewinnen möchteâ?? â?? wie in unserem Fall ein Auto oder ?10.000.â??
Aber die Landesmediananstalten sagen, dass die Sender wie )live oder das DSF im Jahre 2005 gegen die zwischen Ihnen und den Sendern verabschiedeten Gewinnspielregeln verstossen haben.
Der Hauptkritikpunkt fokussiert sich auf die Lösungen zu Spielen und künstliche Count-Downs eingeleitet durch den Moderator, die dem Zuschauer vermitteln sollen, dass es nur eine bestimmte Zeit zur Lösungsabgabe gibt.
?Wir müssen den Druck ( vermutlich auf die Sender) erhöhen,â?? sagt Widlok. ?Die Unzufriedenheit bezüglich Auslegung der Regeln, die da mit eingeschlossen ist, ist so groß, dass wir nicht weiter zu gucken können.â??
Bis jetzt haben die Aufsichtsbehörden die Sender öffentlich für Fehltritte gemaßregelt. LMA NRW tadelte im Juni VIVA Plus wegen künstlicher Count-Downs. Die LMA Rheinland Pfalz rügte letzte Woche Sat.1 ?Quiznightâ?? für einen ähnlichen Verstoss.
Aber, sagt Widlok, die Aufsichtsbehörden möchten gerne das Bellen in Beißen umwandeln und die Sender dazu zu bringen, Geldstrafen für zukünftige Fehltritte zu akzeptieren.
Die Teilnhemer für Donnerstag, 9Live, DSF, MTV, VIVA Plus, ProsiebenSat.1 und Viacom scheinen zur Zusammenarbeit bereit zu sein.
9Live hat einen Maßnahmenkatalog erlassen. Darüber hinaus lauten weitere Empfehlungen, dass es notwendig ist wenn die Sender den Aufsichtsbehörden Telefonlisten und die Daten der Gewinner monatlich mitteilen. Schiffer sagt, das DSF wurde Geldstrafen bei Verstössen begrüßen.
?Die Schritte zeigen, dass die Sender zu Kompromissen bereit sind,â?? sagt Klaus Goldhammer, Direktor der Goldmedia.
?Das heißt nicht, dass es keine schwarzen Schafe wie in England oder der Schweiz gibt,â?? sagt er, ?aber die Branche kann es sich insgesamt nicht leisten, sich selbst Probleme zu bereiten.â??
Nachdem die Frustrationen über die Shows zugenommen haben, erreichen immer mehr Reklamationen der Zuschauer Websites wie die des deutschen Medienkritikers Stefan Niggemeier und das
www.citv.nl Forum.
Marc Doehler, ein Systemadministrator aus Berlin, schuf das Forum im Februar 2006 als eine Maßnahme, um Quiz-Show-Fans aufzuklären und die eingeschränkte Macht der Medienanstalten, die Sender zu kontrollieren und zu maßregeln aufzuzeigen.
?Wir versuchen Leuten aufzuklären, dass sie bestimmte Dinge beachten sollen und wenn sie damit anfangen, werden sie Dinge so sehen, wie wir sie sehen,â?? sagte Doehler, der nur einmal bei einhundert anrufen zu einer Quiz-Sendung durchkam.
?Call-In ist einfach da, um die Leute abzuzocken.â??