Callactive
Wenn man nachts durch die frei empfangbaren Sender zappt, dann begegnen einem auf fast allen Sendern sogenannte "Call-In-Shows". Quizsendungen, bei denen nervige Moderatoren bei nervig blinkendem Lichtern und nervigen Soundeffekten die Zuschauer anbetteln, man möge sie doch bitte jetzt gleich anrufen und ein paar Euro abräumen. Die Sendungen scheinen erfolgreich zu sein, denn sonst würden die Sender sie vermutlich nicht produzieren lassen. Dass es in Shows nicht immer mit rechten Dingen zu geht, wird schon lange vermutet und Berichte darüber gab es schon in einigen Medien. Ein Anbieter scheint mit der Kritik nur schwer umgehen zu können.
Callactive ist ein Unternehmen der "endemol" Gruppe und produziert unter anderem die Sendung "Money Express", die bei den Sendern "VIVA" und "Comedy Central" im Nachtprogramm zu sehen ist. In der Sendung soll es zu etlichen Unregelmäßigkeiten gekommen sein, zumindest berichtet dies dass Forum Call-In-TV in akribisch dargelegten Einträgen. Zwischen dem Forum und der Produktionsfirma herrscht seit einigen Monaten ein Dauerrechtsstreit. So berichtete das Forum unter anderem darüber, dass es doch eine erstaunlich große Anzahl von Anrufern geben würde, die entweder sofort auflegen, wenn sie die Sendung durchgestellt werden, oder eine verblüffend dämliche Antwort auf eine einfache Frage gaben. Diese Anrufer wurden im Forum "...-Anrufer"
[Wortsperre, CP] genannt und man vermutete, dass die Anrufer aus dem Umfeld der Produktionsfirma stammten um den Zuschauer zu suggerieren, dass man eine Chance habe in die Sendung durchgestellt zu werden. Callactive setzte vor Gericht durch, dass der Begriff "... Anrufer"
[Wortsperre, CP] nicht mehr benutzt werden darf. Der Inhaber des Forum, Marc Doehler, stellte die Forumssoftware so ein, dass der Begriff "... Anrufer"
[Wortsperre, CP] automatisch in die Worte "verwirrter Anrufer" umgewandelt wurde. Auch hiergegen klagte Callactive und bekam interessanterweise auch noch vor dem Oberlandesgericht in München Recht.
Der Journalist Stefan Niggemeier nahm die Sendungen der Produktionsfirma in seinem Blog ebenfalls unter die Lupe und kam zu einigen erstaunlichen Erkenntnissen, wie allein dieser Eintrag belegt.
Auch hier greift Callactive zum bewährten Mittel der Abmahnung. Da an den Beitragen von Niggemeier inhaltlich wohl nichts einzuwenden war, scannt man seine Kommentare, ob sich dort Einträge befinden, die abmahnfähig sind. Dort wurde man fündig und zwei Abmahungen folgten. Ein Schelm, der denkt, dass man es darauf angelegen würde, Kritiker mundtot machen zu wollen.
Die grundsätzliche Frage, warum solche Sendungen überhaupt ein Publikum haben, beantwortet das alles natürlich nicht und andere Frage, warum der Gesetzgeber Hütchenspiele verbietet, solche Sendungen aber zulässt, bleibt auch unbeantwortet.
von Don Dahlmann, Journalist, Blogger - 17.08.2007
Quelle:
Welt