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Verfasst am: Montag, 17.11.2008, 15:26 Titel:
"LEITUNGEN SIND GESCHALTEN"
Thema Beschreibung: 9Live und die deutsche Sprache |
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Werner S., 17. Nov. 2008, gegen 14.40h
"die Leitungen sind geschalten!" (sic)
Bei 9Live werden/sind immer häufiger Leitungen "geschalten" (statt geschaltet). Der DUDEN akzeptiert das bisher nicht, aber da 9Live für sein gutes Deutsch bekannt ist , habe ich in meiner Verblüffung mal ein bisschen gegoogelt (gegoogeln?) und gefunden, dass in der Kirche offenbar auch Hände "gefalten" werden:
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SPIEGEL, 09.02.2005
Die Meersau gebaden, die Hände gefalten
So ungewöhnlich, wie es sich auf den ersten Blick liest, ist das gescholtene Partizip "geschalten" gar nicht. Es erfreut sich weiter Verbreitung - von München bis Berlin, von Leipzig bis Aachen. (...) Leserzuschriften zum Artikel "Die Sauna ist angeschalten!"
Wie es scheint, wird in Deutschland überall geschalten. (...) Selbst im Aachener Dom werden die Hände nicht gefaltet, sondern gefalten!
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Unser Physiklehrer diktierte uns einmal: "Schält man mehrere Kondensatoren hintereinander..."
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...musste ich mich durch ein Fachbuch über Programmierung kämpfen, in dem es von "geschaltenen" Bits und Bytes nur so wimmelte. Da wird man beim Lesen fast wahnsinnig!
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(...) pfiff ein Student laut in den Saal. Daraufhin fragte der Professor: "Wer hat da gepfeift?" Die Antwort kam prompt aus den hinteren Reihen: "Ich war's, ich hab gepfoffen!"
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WEITERE BEISPIELE:
-geschroben statt geschraubt
-entzunden statt entzündet
-geschumpfen statt geschimpft
-genossen (von niesen)
-gekrischen (von kreischen)
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"Eine ganz fürchterliche Sprachmasche ist seit Maueröffnung nach ganz Deutschland geschwappt. Habe ich es zuerst nur in technischen Berufen gehört (ich hab gestern 2 Telefonanlagen aufgeschalten) so ist es heutzutage doch in jeglichen Situationen anzutreffen (hast Du im Keller das Licht ausgeschalten?). Nachdem selbst in Radioansagen das fürchterliche und gänzlich falsche geschalten zu hören ist, sollte korrekturen.de dies vielleicht aufnehmen und der Welt zeigen, wie es richtig ist (aufgeschaltet, eingeschaltet, ausgeschaltet), ...
http://www.korrekturen.de/forum/index.cgi/read/9885
"37 Prozent aller Männer täuschen beim Onanieren den Orgasmus nur vor"
(Schlagzeile einer englischen Boulevard-Zeitung)
"Hallöchen! Wer ist denn am Telefönchen??"
(FDW Löbling)
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Verfasst am: Montag, 17.11.2008, 16:19 Titel:
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"Wir haben neue Leitungen geschalten -
noch mehr geschlossene, plus die alten!!"
Nur bei mir zu Haus nicht, da sind die Alten am verkalken.
"Die Medienlandschaft ist schnelllebig. Einfluss auf ihre Gestaltung haben auch die Entscheidungen der BLM."
"'Die Geschichte ist eine Geschichte der Sieger'
sagt das Mammut zum Säbelzahntiger" (Rainald Grebe) |
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Verfasst am: Dienstag, 18.11.2008, 13:59 Titel:
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also "eingeschalten" hab ich auch schon häufiger gehört, dachte eigentlich, das wäre eine süddeutsche Eigenart
übrigens: gerüchteweise hat das Sandmännchen die Kinder im Saarland immer begrüßt mit "Nun liebe Kinder, gebt fein acht, isch hann euch ebbes mitgebrung."
und was habt Ihr eigentlich zum Geburtstag geschunken gekrochen?
dann gibt es natürlich auch noch das legendäre Zitat aus einer Urteilsbegründung:
Der Regen ward zwischendurch fester,
die Pferdehaut folglich durchnäßter,
weshalb dann ein Pferd mit der Pfoten
ein Auto, das dastand getroten. |
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Gesplittet am: Dienstag, 18.11.2008, 14:01 Uhr von cyberhog Gesplittet vom Beitrag "LEITUNGEN SIND GESCHALTEN" aus dem Forum 9LIVE LIVEDISKUSSION |
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Verfasst am: Dienstag, 18.11.2008, 15:59 Titel:
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Der Herr S. ist doch ein Österreicher. Ein bisschen Verständnis
Naja, der S. sagt auch immer: "Nützen Sie diese Chance!" |
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Verfasst am: Dienstag, 18.11.2008, 22:27 Titel:
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Unser Gemüsehändler anno 1950:
Das hat mal wieder hingehaut -
vom Odemar das Sauerkraut! |
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Verfasst am: Mittwoch, 19.11.2008, 02:28 Titel:
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Die Erste, die mich damit hat verwirren tut, war Yvonne aus Berlin...
.. zwei Wochen später briefte mich eine thüringische Vorgesetzte mich der gleichen Vokabel...
[Die "Dame" war kurz danach entlassen... Koinkidinky....?] |
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Verfasst am: Donnerstag, 20.11.2008, 19:55 Titel:
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« cyberhog » hat Folgendes geschrieben:
[spoil] Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod!
Noch ein Beispiel, aus aktuellem Anlass, da Norman gerade das Kabel 1 Nightquiz moderiert.
"Senf ist eine falsche Lösung, das geht doch gar nicht. Wegen dem E!"
Das ist umgangssprachlich seit geraumer Zeit zulässig.
[EDIT] Und der Genitiv hätte sogar arge Probleme. "wegen des 'E'" oder "wegen des 'Ehs'"? Zumindest in der Schriftform merkwürdig. Gesprochen ginge das mit dem 'Ehs'. ('Es' geht ja gar nicht.) |
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Verfasst am: Freitag, 21.11.2008, 01:10 Titel:
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Habe im Netz eine interessante Ableitung gefunden:
Erstens sind diese "Anhäufungen" keine wirklichen Fehler und zweitens sind sie erst recht keine Zufälle:
Hannes Partsch hat ein besonderes Phänomen beobachtet:
Das Verb "schalten" wird nach heutiger "Standard"-Grammatik schwach konjugiert, das Partizip2 lautet demnach "geschaltet", egal ob es sich hier um Anzeigen, Lichter oder Waschmaschinen handelt.
Dennoch:
Ich bemerkte, daß dies die Regel der heutigen Standardgrammatik ist --> das Verb "schalten" war ursprünglich ein starkes Verb mit dem Präteritum "schielt" und dem Partizip2 "geschalten".
Landschaftlich werden diese alten starken Formen, besonders die der Partizipien noch sehr häufg gebraucht.
Da das Präteritum immer seltener benutzt wird, tendieren diese Formen viel schneller in die schwache Konjugation überzutreten als die Partizipien, zumal diese sehr häufig auch als Adjektive benutzt werden.
Je häufiger ein (starkes) Verb gebraucht wird, desto länger dauert es, bis sich schwache Formen durchsetzen.
Die Form "geschalten" ist daher nicht wirklich falsch, im Gegenteil: sie ist die ursprünglichere Form.
Ein starkes Partizip2 neben einem schwachen findet sich übrigens auch bei falten.
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Verfasst am: Freitag, 21.11.2008, 01:35 Titel:
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Zu "geschalten" sagt das Grimm'sche Wörterbuch:
althochdeutsch und mittelhochdeutsch: Präteritum scialt, schielt, Partizip Präteritum gascaltan, gischaldon, doch findet sich vereinzelt schon in mittelhochdeutschen Quellen das schwache Partizip des Präteritums.
Nur im frühen Neuhochdeutschen erscheinen noch Spuren solcher Conjugationsweise: "wann jetz ist es Zeit, dass es (das Schiff) von Land geschalten werd." (KEISERSBERG, 1509)
Neuhochdeutsch: geschaltet, zB:
"Julius Cäsar hat schon (Tage in den Kalender) geschaltet und wir müssen immer noch schalten. (Matthias CLAUDIUS, 1819)
Und die Brüder Grimm selbst sagen immer "geschaltet".
Dh: "geschalten" wird seit knapp 500 Jahren nicht mehr gesagt/geschrieben.
"37 Prozent aller Männer täuschen beim Onanieren den Orgasmus nur vor"
(Schlagzeile einer englischen Boulevard-Zeitung)
"Hallöchen! Wer ist denn am Telefönchen??"
(FDW Löbling)
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Verfasst am: Freitag, 21.11.2008, 01:47 Titel:
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@Eckberk: Deine Beobachtung mit der "Maueröffnung" kann ich aus meinem Arbeitsumfeld auch bestätigen. Aber über ein Ost-West-Gefälle diesbezüglich habe ich noch nichts gelesen. Eher werden andere Regionen genannt. Es hat wohl aber dennoch irgendwie überlebt überleben. |
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