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Mit dem Fahrrad auf der A40
ModeratorenCITV_Moderatoren    
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  Callpassive
CITV.NL Moderator


Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 2498
Wohnort: Ruhrgebiet
BeitragVerfasst am: Sonntag, 01.08.2010, 10:50 
Titel:  Mit dem Fahrrad auf der A40
Thema Beschreibung: von Duisburg nach Dortmund
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Und nun zu etwas völlig anderem ...
Wir sind hier ja im Offtopic-Bereich Very Happy

In diesem Jahr ist bekanntlich das Ruhrgebiet die Kulturhauptstadt 2010. Die größte Veranstaltung zu diesem Anlass war am vorletzten Sonntag (18.07.) das sogenannte Still-Leben, auf das ich mich schon monatelang gefreut hatte. Der Zweck dieser Aktion war ganz einfach: Sperrung der A40 (die Hauptschlagader des Ruhrgebiets) zwischen Duisburg und Dortmund, damit Fußgänger und alles, was Räder aber keinen Motor hat, die Autobahn für andere Zwecke nutzen können. Die Spur Richtung Dortmund war für Radler, Inliner usw. freigegeben, während die Gegenrichtung für Fußgänger gedacht war. Dort wurde auf einer Länge von 60 Km Tische aufgebaut, an denen mehr oder weniger kulturelle Beiträge zu sehen und zu hören waren.

Jaaaaa - und warum gibt's jetzt diesen Beitrag?
Weil ich ein leidenschaftlicher Hobby-Fahrradfahrer bin und mehr als nur heiß darauf war, über die A40 nach Dortmund und zurück zu radeln. Es war etwas ganz besonders und für mich - ein mehr als außergewöhnliches Erlebnis. Kurz: Es war phantastisch. Daher möchte ich denjenigen, die das (am Rand) interessiert, davon berichten. Der Rest kann dieses Browser-Fenster jetzt schließen. Wink

Die Fotos sind übrigens nicht von mir, sondern hauptsächlich von dieser Seite. Die meisten Fotos habe ich verändert, insbesonders die Größe. Damit wir keine Probleme mit dem Copyright bekommen, habe ich zu jedem Foto die Quelle hinzugefügt. Teilweise sind die Fotos nicht von den Streckenabschnitten, die ich im Text erwähne. Sie sollen einen Eindruck vermitteln und ich wollte auch nicht stundenlang nach den passenden Fotos suchen. Und nein - ich bin auf keinem der Bilder zu sehen. Cool

Eigentlich wollte ich diesen Text am letzten Wochenende posten, fand das aber wegen der Ereignisse bei der Love-Parade in Duisburg etwas unpassend. Dieser Erlebnisbericht ist jetzt doch länger geworden, als ich ursprünglich geplant hatte. Auf manche Details wollte ich allerdings nicht verzichten. Kommentare sind natürlich willkommen - vielleicht war die eine oder der andere von Euch auch an diesem Tag auf der A40.



Planung ist alles
Bei dieser Aktion gab es ein klitzekleines Problem. Die Bahn bzw. der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hatte schon Tage vorher angekündigt, dass sie an diesem Sonntag keine Räder transportieren wird, da sie dem Ansturm nicht gewachsen ist. Das ist sie allerdings, was die Fahrräder angeht, an normalen Wochenenden auch nicht, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls war klar: Alles, was wir hinfahren, müssen wir mit dem Rad auch zurück.

Von Duisburg bis Dortmund sind es gut 60 Km, die Autobahn war offiziell von 11:00 Uhr - 17:00 Uhr freigegeben, was somit 6 Stunden sind. 120 km in 6 Stunden macht einen Schnitt von 20 km/h. Das ist zwar machbar, allerdings bedeutet das: Keine Pausen, wir können uns unterwegs nix anschauen und vor allem darf es keine Staus geben. Eher unrealistisch. Das würde auch für einen ziemlichen Zeitdruck sorgen, den wir an diesem Tag nicht haben wollten. Also beschlossen wir, das ganze auf uns zukommen zu lassen und abzuwarten, wie weit wir kommen. Eventuell würden wir auf Dortmund verzichten und schon vorher umkehren.

Dazu ist noch anzumerken: Ich bzw. wir sind Hobby-Radler. Das bedeutet, ich fahre nicht mit dem Rad durch die Gegend, um möglichst viele Kilometer in möglichst kurzer Zeit abzureißen. Ich habe auch kein Rennrad, weil ich lieber durch Wälder oder an Flüssen/Kanälen entlang fahre, als ständig neben den Autos über Asphalt zu heizen. Für nicht asphaltierte Wege sind Rennräder eher ungeeignet. Ich fahre zwar relativ zügig, aber der Weg ist das Ziel - nicht der Geschwindigkeits- Durchschnitt.

Natürlich setzt man sich nicht auf den Sattel und radelt mal eben 120 km ab - auch keine 100 und auch keine 60. Daher hatten wir vorher trainiert und unsere Touren immer weiter ausgedehnt. Zwar nicht bis auf 120 km, aber immerhin bis auf gut 90 km. Die restlichen 30 km sind dann auch noch drin. Very Happy Wir waren also relativ fit.


Die Hinfahrt
Da wir aus unterschiedlichen Städten des Ruhrgebiets kommen, haben wir uns um 10:30 Uhr an einer Autobahnausfahrt an der Stadtgrenze Mülheim/Oberhausen getroffen. Andere wollten unterwegs dazustoßen, aber es war klar, dass nur wenige von uns die komplette Strecke fahren wollten. Das Wetter war gut und mit knapp 30 Grad ein klein wenig zu warm, was allerdings immer noch deutlich besser ist als brüllende Hitze oder Regen. Da ich auf dieses Ereignis spitz wie Nachbars Lumpi war, war ich natürlich schon um 10:15 Uhr am Treffpunkt. Zu dem Zeitpunkt war die Bahn bereits freigegeben. Das brachte mir aber auch nichts, da ich auf die anderen warten musste. Aus allen Richtungen kamen Radler und Fußgänger, die teilweise Bollerwagen hinter sich her zogen, in denen sie die Sachen für ihre gemieteten Tische transportierten.

Um ca. 10:45 Uhr ging's los Richtung Essen und wir stellten schnell fest: Es ist schon jemand da. Die ersten Kilometer verliefen problemlos, was ungefähr so aussah:

Wie man sieht, wurde auf einer Fahrtrichtung hin- und zurückgeradelt. Man kam in der Regel am schnellsten in der Mitte vorwärts - also da, wo sich die Radfahrer entgegenkamen. Allerdings war auch hier die Gefahr eines Zusammenstoßes am größten. Dazu muss man sagen, dass die Struktur der Radler sehr unterschiedlich war. Es gab die "Profi"-Radler (im entsprechenden Outfit natürlich) auf Rennrädern, die möglichst hohe Geschwindigkeiten fahren wollten und teilweise hohe Risiken eingingen. Am anderen Ende der Skala gab es ältere bzw. unerfahrende Radler, deren Tacho wahrscheinlich nie ein zweistelliges Ergebnis anzeigte. Daneben gab es noch Kinder, deren Wege schwer einzuschätzen waren und auf die man immer besonders achten musste. Erfahrene Radler werfen schon mal einen Blick über die Schulter, bevor sie ihre Richtung ändern. "Sonntagsfahrer" nicht. Die machen einfach mal spontan einen Schlenker und achten bestenfalls auf die Radler, die ihnen entgegenkommen. Ob jemand von hinten kommt, interessiert eher weniger. Laut den Medien gab es allerdings nur wenig Unfälle. Wir hatten auch nur ein Mal eine verunglückte Radlerin gesehen, die bereits von einer Rettungsmannschaft betreut wurde.

Es ging weiter auf Mülheimer Stadtgebiet und das Unvermeidliche kam: Der erste Stau.

Und jetzt kommt mein größter (und eigentlich auch einziger) Kritikpunkt an der Organisation dieser Veranstaltung. Auf der rechten Seite des Bildes (Pfeil) sieht man einen LKW mit einem großen "E". Nein, es waren keine Tiere mit "E" gesucht, sondern Vornamen sondern das war ein sogenannter Versorgungswagen von Edeka. Da man direkt an der Strecke nichts zu essen und zu trinken kaufen konnte, gab es in unregelmäßigen Abständen diese LKWs. Daneben hatten sie einen langen Tisch aufgebaut, an dem man Obst, Süßigkeiten, Souvenirs und (für uns sehr wichtig) Getränke relativ preiswert kaufen konnte. Wenn die Bahn 3-spurig mit Standstreifen war, dann war es mit den LKWs meistens kein Problem. Allerdings führt die A40 durch dicht besiedeltes Gebiet und dort gibt es nur zwei Spuren und gar keinen Standstreifen. Statt die LKWs in den Auf- oder Abfahren (Verzögerung-/Beschleunigungsspur) zu stellen, haben sie sie auf die Fahrbahn gesetzt, was teilweise lange Staus zur Folge hatte. An den Verkaufstischen neben den LKWs war das Gewusel ohnehin schon groß, weil die Leute anhielten, um dort hinzukommen.

In Essen waren wir auch nicht alleine.


Auf der Fußgänger-Spur war Einsamkeit ein Fremdwort.

Die Bilder sind allerdings zu einem späteren Zeitpunkt entstanden. Als wir gegen Mittag durch Essen radelten, war es zwar auch voll, aber nicht so voll. Im Zentrum von Essen ist die A40 auf einer Länge von etwa einem Kilometer untertunnelt. Selbst wenn man blind geradelt wäre, hätte man gemerkt, dass man im Tunnel ist, weil fast alle ihre Fahrrad-Klingel getestet haben.

Kurz vor Bochum, genauer in Wattenscheid, ging dann gar nix mehr. Bei den bisherigen Staus musste man zwar auch meistens absteigen, aber es ging zumindest noch im Schritt-Tempo vorwärts. In Wattenscheid standen wir mal wieder vor einem Versorgungs-LKW, nur sah es dahinter auch nicht besser aus. Immerhin hatte man jetzt die Gelegenheit, sich mit den anderen Radlern zu unterhalten. Die Stimmung war trotz der Staus immer gut und auch das Gedränge hielt sich in Grenzen.

Wir standen an einer Schallschutzwand und sahen, dass einige Radler die Autobahn durch eine Tür verließen. Wir hielten das für eine gute Lösung und hoben unsere Räder ebenfalls über die Leitplanke, um den Stau über "normale" Straßen zu umfahren. Wir hatten keine Ahnung, wie wir zur nächsten Auffahrt kommen sollten. Also war Rudel-Taktik angesagt: Einfach der Masse folgen - jemand weiter vorne wird schon wissen, wo es langgeht. Diese Taktik scheitert natürlich, wenn alle so denken und der erste aus dem Rudel einfach nur nach Hause fährt. Laughing

In einem der letzten Staus ging das Gerücht, dass manche Auffahrten wegen Überfüllung geschlossen worden sind. Uuups - daran hatten wir nicht gedacht, als wir die Autobahn verließen. Wenn wir bei der nächsten Auffahrt nicht mehr auf die Bahn gelassen werden, dann hätten wir uns quasi selber ausgeschlossen. Aber es funktionierte. Nach ungefähr einer halben Stunde kamen wir an die nächste (oder an die übernächste ?) Auffahrt. Also ging es radelnd und nicht schiebend weiter Richtung Dortmund. Unterwegs sah man nicht nur Radler oder Inliner, sondern so ziemlich alles, was sich auf Rädern bewegt. Vom Einrad über 3-Räder bis zu 4-Räder, Sport-Rollstuhlfahrer und so etwas hier:

Den Jungs und Mädels habe ich erst mal viel Spaß an der nächsten Steigung gewünscht, denn so richtig kommt man mit dem Ding nicht vorwärts.

Nach weiteren kleineren Staus, die immer wieder vorkamen, rollten wir langsam in die ersten Stadtteile von Dortmund. Es wurde immer voller und nach ein paar Kilometern war dann endgültig Feierabend. Es ging nix mehr - also gar nix. Absoluter Stillstand. Der Titel der Veranstaltung "Still-Leben" machte hier wirklich Sinn. Auf der Gegenrichtung spielte eine Blaskapelle "Joa - mir san mim Radl doa", was die Situation ziemlich treffend beschrieb.

Neben der Fahrbahn gab es einen schmalen Weg, der von Autobahn weg führte. Dort waren zwar auch schon einige Leute unterwegs, aber immerhin ging es vorwärts. Also haben wir unsere Räder wieder über die Leitplanke gehoben und die Autobahn verlassen. Der Weg führte in ein Gewerbegebiet, deren Parkplatz mit Buden und Zelten übersät war. Man konnte dort alles mögliche an Essen und Getränken kaufen, aber es gab wieder das übliche Problem: Wir waren nicht allein. An einem Zelt gab es Manta-Schalen (Currywurst mit Pommes) oder Pommes Schranke (Pommes mit Mayo und Ketchup) und davor standen in 3 Schlangen jeweils rund 20 Leute. Hunger hatten wir schon, aber das dauerte uns alles zu lang, denn wir mussten ja noch an den Rückweg denken. Wir entschieden uns, weiter Richtung Dortmund-Zentrum zu fahren, um dort eine Pommes-Bude oder ähnliches zu finden. Der Plan ging auf und nach einer kurzen Stärkung ging es dann wieder zurück zur A40, um den Heimweg anzutreten.


Der Rückweg
Es muss pi mal Daumen kurz nach 16 Uhr gewesen sein, als wir die Autobahn wieder erreichten. Uns war klar, dass wir niemals über die Autobahn bis zu unserem Startpunkt kommen würden, denn offiziell war die Veranstaltung um 17 Uhr beendet. Wir beschlossen, so weit zu fahren bis wir von der Bahn geschmissen werden und dann die "Schaun-wir-mal"-Variante anzuwenden.

Wir fuhren also wieder auf die Autobahn, als uns auf der Zufahrt ein Ordner anbrüllte: "Hier nur für Fußgänger". Wir guckten uns an und fragten uns, was der wollte. Auf dem Autobahn-Schild stand "Essen" - also alles bene. Dann erst bemerkten wir, dass wir in die Fahrt-Richtung eingebogen sind, die nur für Fußgänger gedacht war. Wir mussten natürlich wieder Richtung Dortmund (bzw. Kassel) auffahren, also in die Richtung, von der wir auch gekommen waren und dann quasi als Geisterfahrer in Richtung Essen radeln. Umkehren war jetzt also angesagt, um anschließend mit schuldbewusster Miene an dem Ordner vorbeizufahren.

Die Autobahn war deutlich leerer geworden und es gab auch keine Staus mehr. Wir kamen also zügig vorwärts, wobei wir natürlich nicht mehr so fit waren, wie auf dem Hinweg. Dazu kam ein leichter Gegenwind, der uns auf der gesamten Rückreise mal mehr, mal weniger begleitete. Gegen 17:15 Uhr wurde die Fußgänger-Spur langsam geräumt, wobei dort kaum noch jemand unterwegs war. Wir machten eine Pause an einem der Versorgungswagen, denn noch konnten wir dort die für uns unerlässlichen Getränke kaufen. Wir lernten eine wichtige Lektion: Lehne dich nie an eine Leitplanke! Die Dinger sind bis zum Anschlag mit Ruß und Bremsstaub (und was weiß ich noch) zugekleistert. Nachdem wir unserer Kleidung einen neuen Farbton hinzugefügt hatten, stiegen wir wieder auf den Sattel.

Mittlerweile waren nur noch vereinzelt Radfahrer unterwegs und wir sahen unserem Schicksal tapfer entgegen. Es manifestierte sich durch einen Ordner, der mit einem Fähnchen bewaffnet an einer Ausfahrt stand und uns ein kaum hörbares "Bitte verlassen Sie jetzt die Autobahn" zuflüsterte.

Nun - durch den Fahrtwind überhört man leicht etwas und es gibt viele interessante Dinge an einer Autobahn zu bestaunen, so dass einem manches einfach entgeht. Wink Wir fuhren also weiter. An der nächsten Ausfahrt war nix, an der übernächsten auch nicht, an der dritten schon. Dort stand ein Polizeiwagen quer zur Fahrtrichtung und den konnten wir beim besten Willen nicht übersehen.

In Bochum-Wattenscheid verließen wir endgültig die Autobahn. Am Ende der Ausfahrt angekommen, machten wir eine Pause und überlegten, wie es weiter gehen soll. Es gab 3 Möglichkeiten. 1.) Über Essen und Mülheim Richtung Duisburg. Dieser Weg über die Stadt-Zentren wäre die kürzeste Variante gewesen. Allerdings fährt man meisten auf Hauptstraßen (nur dort stehen Schilder zur Orientierung) und erfahrungsgemäß steht man an fast jeder Ampel, weil die "Grüne Welle" für Autos ausgelegt ist und nicht für Radler. 2.) Richtung Süden zur Ruhr und dann an der Ruhr entlang. Flüsse haben die Eigenart, dass sie nie gerade laufen, sondern sich durch die Gegend schlängeln. Für uns wäre das ein Umweg, zumal die meisten von uns nördlich der Ruhr wohnen. 3.) Richtung Norden über Gelsenkirchen zum Rhein-Herne-Kanal und dort entlang weiter über Bottrop und Oberhausen. Das schien der beste Rückweg zu sein, denn der Kanal verläuft ziemlich gerade.

An der Ausfahrt standen mehrere Polizisten, die wohl verhindern sollten, dass noch jemand auf die Autobahn fährt. Sie unterhielten sich mit anderen Radlern, als einer der Polizisten ihnen zu uns kam. Er war sehr nett, fragte uns, wo wir hinwollten und meinte auch, dass die Strecke über Gelesenkirchen und dann am Kanal entlang die beste Alternative sei. Er sagte, sie hatten schon anderen Radlern Tipps gegeben, wie man weiterkommt, weil manche überhaupt keinen Plan hatten, wie sie nach Hause kommen sollten. "Fahren Sie am besten immer den Straßenbahnschienen nach, denn die führt nach Gelsenkirchen-Zentrum."

Guter Tipp, den wir auch befolgten, der aber einen Haken hatte. Auf der Strecke gab es meistens keinen Radweg und die Straßenbahnschienen waren in Kopfsteinpflaster eingelassen. Radfahrer und Kopfsteinpflaster sind nicht die besten Freunde, zumal wir von der A40 einen deutlich komfortableren Untergrund gewohnt waren. Dazu kam, dass zwischen der rechten Schiene und der Bordsteinkante teilweise nur ein halber Meter Platz war. Man konnte also wählen, ob man in die Schienen geraten wollte oder ob man direkt an der Bordsteinkante einen kunstvollen Abflug über den Lenker riskierte.

Aber auch das ging vorbei, als wir Wattenscheid hinter uns ließen und langsam Gelsenkirchener Stadtgebiet erreichten. Wir umfuhren die Innenstadt und hielten uns weiter Richtung Norden. Nach vielen roten Ampeln kam die Schalke-Arena in Sicht und erste Hinweisschilder für die A42 tauchten auf, die weiter nördlich parallel zur A40 verläuft. Dahinter musste irgendwo der Kanal sein. Wir kamen direkt am Nordstern-Park aus, der unmittelbar am Kanal liegt. Das war optimal, denn von diesem Park kannte ich den Weg am Kanal entlang Richtung Duisburg. Das Problem am Kanal ist, dass er meistens nicht an beiden Seiten befahrbar ist und man wissen muss, an welcher Brücke man die Seite wechselt. Unser "kleiner" Ausflug ging somit problemlos am Kanal entlang seinem Ende entgegen.



Ich muss zugeben, dass wir von den kulturellen Beiträgen auf der Fußgängerseite recht wenig mitbekommen haben, obwohl sich einige von ihnen viel Mühe gemacht haben. Wir waren meistens damit beschäftigt, anderen Radlern nicht in die Karre zu fahren und Lücken für Überholmanöver zu suchen. Teilweise war der Abstand zu der anderen Fahrspuren einfach zu groß, um wirklich etwas erkennen zu können.

In den Medien schwanken die Besucherzahlen für diese Veranstaltung, aber es dürften wohl knapp 3 Millionen gewesen sein. Es war auch nicht immer brechend voll. Nur in der Nähe der Stadtzentren war die Hölle los. Dazu noch zwei Aufnahmen aus dem Hubschrauber:

Quelle


Quelle

Momentan wird diskutiert, ob man dieses Ereignis nächstes Jahr wiederholen soll und ob es danach alle 2 Jahre stattfinden soll. Vielleicht nicht immer auf der A40, sondern der A42, die wie gesagt, weiter nördlich durch's Ruhrgebiet verläuft. Natürlich wäre mein Rad und ich auch dann wieder mit dabei, aber eine Wiederholung würde der Aktion die Einmaligkeit nehmen und genau das war sie: Einmalig!


Was bleibt?
Für mich als Ruhrgebietler und Hobby-Radler war es ein phantastisches Erlebnis, auf das ich mich zurecht monatelang gefreut hatte. Es war einfach ein irres Gefühl, mit zehntausenden anderen Radlern auf einer Autobahn zu fahren. Auch wenn es Staus gab, war die Stimmung unter den Radlern immer gut - teilweise sogar euphorisch.

Ich werde es nie vergessen.

Zum Schluss möchte ich mich bei denen von Euch bedanken, die meine "kleine" persönliche Geschichte gelesen habe. Für mich war es auch eine Art gedankliches Wieder-Erleben. So - und nun ein letztes Bild:





Wir sind alle Individuen
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  12Kinder
Legende
Legende

Alter: 46
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Beiträge: 1114
Wohnort: Oldenburg
BeitragVerfasst am: Sonntag, 01.08.2010, 11:40 
Titel:
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Interessanter Bericht. Auch wenn ich absolut kein Fahrrad-Fan bin Wink

Allerdings bekommt man beim Anblick der Menschenmassen auf den Fotos nach den Bildern von Duisburg letzter Woche irgendwie ein komisches Gefühl...



R.I.P. 9live: 01.09.2001 - 31.05.2011
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  Titanarts
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BeitragVerfasst am: Sonntag, 01.08.2010, 11:59 
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« 12Kinder » hat Folgendes geschrieben:

Allerdings bekommt man beim Anblick der Menschenmassen auf den Fotos nach den Bildern von Duisburg letzter Woche irgendwie ein komisches Gefühl...


Jo, ganz deiner Meinung...lasst uns in Zukunft alle Massenveranstaltungen verbieten...viel zu gefährlich. Rolling Eyes
Ohje Ohje...wöchentlich finden in Deutschland Großveranstaltungen statt. (Bundesliga, Konzerte usw.)
Und die Verantwortlichen machen alle einen hervorragenden Job. Leider haben letztes Wochenende die Jungs aus Duisburg auf ganzer Linie versagt...aber ich hab nach wie vor vollstes Vertrauen in die Organisationen von Großveranstaltungen hier in Deutschland.

@Callpassive: Ich schalte ab! Smile Nee Späßchen. Sehr interessanter Bericht und danke, dass du deine Erfahrung mit uns geteilt hast....da ärgert man sich regelrecht, dass man nicht dabei war. Sad
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  2_Ekelpakete_für_Sie!
In den Olymp aufgenommen
In den Olymp aufgenommen

Alter: 41
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Beiträge: 1468
Wohnort: Essen-West
BeitragVerfasst am: Sonntag, 01.08.2010, 13:25 
Titel:
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Mit der Einstellung "Autobahnen sperren kann man ja überall, was soll der freud- und hilflose Unsinn" blieb ich zuhause und bereue es ein bißchen. Bin häufiger mal mit meinem ollen Pöscho in Richtung Baldeneysee unterwegs. Das "Bier-Bike" hatte ich dabei neulich übrigens am Stadion Uhlenkrug überholt. Wennze ma Bock hast... Wink



"Sie lehnen sich entspannt zurück und genießen die graphische Darstellung der Anrufspitzen."
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  LadyMoonlight
Hot-Button-Killer
Hot-Button-Killer

Alter: 57
Geschlecht: Geschlecht:weiblich
Beiträge: 649
Wohnort: Bielefeld
BeitragVerfasst am: Sonntag, 01.08.2010, 14:31 
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Also ich fand das auch alles sehr interessant, hat mir richtig gut gefallen. Klasse erzählt, man hatte fast das Gefühl, selber dabei gewesen zu sein.

Früher hab ich auch mal Fahrradtouren mit meinen Eltern oder meinem Onkel gemacht, aber nie so grooooße Strecken, dazu hatte ich nie die Kontition. Aber selbst das war immer richtig schön.
Deshalb kann ich mir Deine Begeisterung, als Hobbyradler, natürlich lebhaft vorstellen. So ein Erlebnis bleibt einem immer in Erinnerung, das vergisst man nie und kann es später noch seinen Enkelkindern erzählen. Very Happy

Bei den Bilder bekommt man den richtigen Eindruck, wie es an dem Tag war (und man kann das nicht mit der Loveparade vergleichen, weil es überall genügend Ausweichmöglichkeiten gab).

Jedenfalls hab ich es mit Begeisterung gelesen und musste auch öfters schmunzeln. Mal eine richtig schöne Abwechslung zu dem was man sonst zu lesen bekommt.

Ein User, der auch noch andere Hobbys hat und nicht nur den ganzen Tag 9Live und Co schaut. Wink

LadyMoonlight



"Wir neigen dazu, Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Größe unserer Autos zu bestimmen als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Maß unserer Menschlichkeit".
Martin Luther King
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  cyberhog
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Beiträge: 6782
Wohnort: Brühl
BeitragVerfasst am: Sonntag, 01.08.2010, 21:01 
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Vielen Dank für Deinen Tagesbericht! Very Happy
Ich finde, dass es viel zu wenig Berichte dieser Art in diesem Forum gibt! Dabei habe ich doch so viel Material...
« 12Kinder » hat Folgendes geschrieben:
Allerdings bekommt man beim Anblick der Menschenmassen auf den Fotos nach den Bildern von Duisburg letzter Woche irgendwie ein komisches Gefühl...

Und genau das ist ein großer Fehler, der leider immer wieder gemacht wird. Leider reduziert man solche Veranstaltungen nach solchen Katastrophen immer nur auf die negativen Aspekte.
Wie lange gibt es nun schon Massenveranstaltungen? Auf jeden Fall lange genug. Ich selber bin zum Beispiel seit einigen Jahren leidenschaftlicher Ringrocker und bin auch sonst sehr oft in Konzerthallen zu finden. Dass bei solchen Events mal etwas passiert, ist durchaus klar.
Am 28. Juni 1997 zum Beispiel verstarb Rieke Lax beim Jubiläumskonzert der Toten Hosen, auf annähernd dieselbe Art und Weise wie die Opfer der Loveparade. Allerdings wurde das natürlich nicht während des Konzertes bekannt gegeben. Das heißt, dass sehr viele Anhänger der Toten Hosen den 28. Juni 1997 immer noch mit dem verbinden, was er ursprünglich werden sollte und sicherlich immer noch ist. Ich kenne wirklich sehr viele Fans der Band, die diesen Tag mit einem guten Konzert verbinden, und nicht mit dem Tod eines Fans.

Aber bevor man mich jetzt falsch versteht, sollte ich vielleicht noch etwas ergänzen. Ich empfinde jeden vermeidbaren Tod als Verschwendung menschlichen Lebens, das sollte jedem klar sein. Was ich damit sagen will ist, dass man Veranstaltungen dieser Art stets mit den positiven Aspekten verbinden sollte, auch wenn es bei diesem ganz speziellen Fall natürlich sehr schwer fällt. Es ist doch schade, dass ein Event, welches immerhin seit mehr als 20 Jahren besteht, auf einmal nur noch auf ein Unglück reduziert wird.



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  Speculatius
CITV.NL Moderator

Alter: 72
Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 4845
Wohnort: Norddeutschland
BeitragVerfasst am: Montag, 02.08.2010, 17:35 
Titel:
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Moin ßieh-pieh,

sehr schöner, plastisch geschriebener Bericht. Da geht mir als altem Radfahrer das Herz auf und ich überlege, bei der nächsten Sperrung mit dem Drahtesel dort aufzuschlagen. Gibt sicher ein völlig neues Bild vom "Ruhrpott".

Ich könnte es ja auch mal vor der Türe auf der A1 versuchen, aber da warte ich lieber, bis die Ferien in NRW zu Ende sind, da is dann weniger Verkehr Wink



Das Wort "Würde" kennen manche Menschen nur noch als Konjunktiv II in dem Satz: "Für Geld würde ich alles machen."
Der Inhalt meiner Beiträge spiegelt meine persönliche Meinung sowie meine persönlichen Eindrücke und Wahrnehmungen wider. Wenn nicht ausdrücklich erwähnt, handelt es sich nicht um beweiskräftige Tatsachen.
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