Anfang Oktober hat der Aufsichtsrat der teilstaatlichen börsennotierten Telekom Austria das deutsche Wirtschaftsprüfungsunternehmen BDO engagiert, um diversen Korruptionsvorwürfen auf den Grund zu gehen. Seit 12. Oktober wühlen sich die Forensikspezialisten durch die Daten. Das 15-köpfige Team steht unter der Leitung des Deutschen Markus Brinkmann und Stefan Kühn von BDO Schweiz. Sie sollen dem Aufsichtsrat regelmäßig berichten, AR-Chef Markus Beyrer will bereits bis zur Hauptversammlung im Mai 2012 einen umfassenden Bericht vorliegen haben, wie er mehreren Zeitungen sagte.
"Keine formelle Stopptaste"
Dies ist ein straffer Zeitplan. Sollte sich herausstellen, "dass weitere Prüfungshandlungen notwendig sind, wird es natürlich keine formelle Stopptaste geben", sagte ÖIAG-Chef Beyrer im Ö1-"Morgenjournal". BDO soll die Konzernvergangenheit bis ins Jahr 2000 zurück aufarbeiten, konkret umfasst der Prüfungsauftrag die Bereiche Akquisitionen, Beratertätigkeit und Immobiliengeschäfte. Da geht es etwa um die Übernahme der bulgarischen MobilTel und der weißrussischen Velcom oder in Österreich um den Kauf der eTel und der Mass Response Service. Laut "Presse" soll "möglicherweise" auch die glücklose Beteiligung der Telekom Austria an der Buchhandelskette Libro unter die Lupe genommen werden.
"Knapp 1 Million Honorar"
BDO arbeitet sowohl mit der Staatsanwaltschaft Wien als auch mit der konzerninternen Revision zusammen. Eingebunden ist auch der neue Compliance-Spezialist Martin Walter aus Deutschland, der am Montag seine Arbeit aufnehmen wird. Das Honorar für BDO bezifferte Beyrer mit "knapp unter einer Million Euro."
Keine Gefahr des Einflusses
Dass die Prüfer durch Politeinflüsse in ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt werden könnten, befürchtet der TA-Aufsichtsratschef nicht. BDO wurde ja ein Naheverhältnis zur ÖVP nachgesagt; der Österreich-Ableger des Prüfungskonzerns hatte beispielsweise die umstrittene ÖBB-Reform unter der schwarz-blauen Regierung geprüft und gutgeheißen. "Wir können die Prüfer nicht vom Mars holen", verteidigt Beyrer die Wahl. BDO sei aufgrund der forensischen Expertise, der Kostenstruktur und eben der Distanz zur Telekom ausgewählt worden. Die Teamleiter Brinkmann und Kühn betonten, dass von BDO Österreich niemand mitarbeite, der in einem "kritischen Verhältnis" zu dem Fall steht.
Fall für Finanzstrafrecht
Indes könnte auf die Telekom neues Ungemach zukommen. Wie die Printausgabe von Der Standard berichtet, wird der Telekom-Skandal auch ein Fall für das Finanzstrafrecht. Bei einer Großbetriebsprüfung seien zahlreiche Ungereimtheiten entdeckt worden, nun dürften alle dubiosen Zahlungen, denen keine Leistung gegenübersteht, finanzstrafrechtlich hinterfragt werden. Im Kern gehe es darum, dass Bestechungsgelder und andere fragwürdige Zahlungsflüsse illegal und somit auch nicht absetzbar seien. Sollte sich der Verdacht erhärten, müsste die Telekom nicht nur die durch "Betriebsausgaben" ersparte Steuer nachzahlen, sondern 200 Prozent des verkürzten Betrags Strafe zahlen. Möglicherweise käme auch das reformierte Finanzstrafgesetz zur Anwendung, das für das neue Delikt des Abgabenbetrugs Haftstrafen von bis zu zehn Jahren vorsieht.
Ronny Pecik
Sorgen bereitet der Telekom auch ihr neuer Großaktionär Ronny Pecik, der den ägyptischen Milliardär Naguib Sawiris im Hintergrund hat. Laut Beyrer arbeitet der Konzern schon an Abwehrstrategien, wenngleich es noch keinen direkten Kontakt mit der ÖIAG oder dem Management gab. Auch der Aufsichtsrat am nächsten Freitag wird sich mit dem Thema befassen. (APA)
Ist doch nett, deutsche und schweizer Wirtschaftsprüfer...sicherlich werden da dann auch diverse Geschäfte in Deutschland u. Schweiz überprüft. So is Läben.
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Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Twipsy
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