Montag, 18. Juni 2007, 14:18 Uhr
Radio: Medienhüter mahnen Hamburger Privatradio wegen fiktivem Interviewbeitrag ab
Der Hamburger Privatsender Oldie95 hat wegen eines getürkten Interview-Beitrages eine Rüge von der norddeutschen Medienanstalt MA-HSH erhalten.
Konkret hatte Oldie 95 am 28. Februar in dem dreiminütigen Sendebeitrag "Deutschlands bestangezogene Männer" über die Ergebnisse eines von einer Zeitschrift initiierten Wettbewerbs berichtet. Darin enthalten war ein angebliches Interview mit dem Wettbewerbsgewinner in der Kategorie "Politiker", das tatsächlich nie geführt worden war. Stattdessen enthielt der Beitrag gegen den ausdrücklich erklärten Willen des Betroffenen auf die gestellten Fragen zugeschnittene Interviewpassagen mit O-Tönen aus einem Interview, das er zu einem früheren Zeitpunkt in einem gänzlich anderen Zusammenhang gegeben hatte.
Nach der Ausstrahlung habe sich der Sender schriftlich bei dem angeblichen Interviewpartner entschuldigt und eingeräumt, dass der Beitrag journalistisch nicht korrekt gewesen sei. Der Moderator der Sendung, ein Volontär, habe für seinen Fehler eine mündliche Rüge erhalten, hieß es in einer Mitteilung der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein vom Montag.
Der Medienrat bewertete die Manipulation des Beitrags als schweren Verstoß gegen journalistische Sorgfalts- und Wahrheitspflichten, der nicht hingenommen werden könne. Hieran ändere auch die Tatsache nichts, dass es sich bei dem Moderator des fraglichen Beitrags um einen unerfahrenen Volontär gehandelt habe. Für diesen Fall hätte der Sender im Gegenteil besondere Schutzmechanismen vorsehen müssen. Die Radio 95.0 GmbH habe mit ihrem Sendebeitrag gegen das Gebot der Einhaltung der anerkannten journalistischen Grundsätze verstoßen, hieß es.
Von einer förmlichen Beanstandung des Verstoßes sah der Medienrat zunächst ab, weil vergleichbare Verstöße bei Oldie 95 bislang nicht festgestellt worden waren und der Sender Vorkehrungen getroffen haben will, um eine Wiederholung zu verhindern.
Quelle:
Satundkabel